Der Weihrauch in der Bibel, eine Gott wohlgefällige Opfergabe
Der Weihrauch nimmt in der Heiligen Schrift einen wichtigen Platz ein und zieht sich durch die gesamte Heilsgeschichte. Er wurde bereits im Alten Testament im hebräischen Gottesdienst verwendet und symbolisiert das zu Gott aufsteigende Gebet, die Reinigung und die göttliche Gegenwart. Im Neuen Testament wird es mit der Anerkennung der Göttlichkeit Christi und der himmlischen Anbetung in Verbindung gebracht. In der Bibel finden sich zahlreiche Hinweise auf Weihrauch sowohl in den Riten des Tempels als auch in den prophetischen Visionen und Praktiken der ersten Gläubigen. Jede Passage beleuchtet einen bestimmten Aspekt der Rolle des Weihrauchs in der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk.
Weihrauch als Opfergabe im Alten Testament
Weihrauch erscheint in der Bibel schon sehr früh als heilige Opfergabe, die ausschließlich für Gott bestimmt ist. Im Buch Exodus gibt Gott Mose genaue Anweisungen für den Räucheraltar und die Zusammensetzung des Räucherwerks, das dort verbrannt werden soll.
In Exodus 30,34-38 befiehlt der Herr:
"Nimm Gewürzkräuter, Storax, Duftnagel, Galbanum, reine Gewürzkräuter und Weihrauch zu gleichen Teilen. Daraus sollst du ein Parfüm machen, das nach der Kunst des Parfümeurs zusammengesetzt ist, salzig, rein und heilig. Einen Teil davon sollst du zu Pulver zerreiben und vor das Zeugnis im Zelt der Begegnung legen, wo ich dir begegnen werde. Das soll für euch etwas Hochheiliges sein. Was das Parfüm betrifft, das du herstellen wirst, so sollt ihr es nicht für euch selbst aus denselben Zutaten herstellen. Es soll dir heilig sein, dem Herrn geweiht. Wer etwas Ähnliches herstellt, um seinen Geruch einzuatmen, soll aus seinem Volk ausgerottet werden."
Diese Passage zeigt, dass Weihrauch nicht einfach ein Duftstoff war, sondern ein heiliges Opfer, das der göttlichen Anbetung vorbehalten war. Sein profaner Gebrauch war bei Strafe streng verboten.
In Exodus 40,26-27 wendet Mose diese Vorschrift an, als er die Stiftshütte weiht:
"Und er stellte den goldenen Altar in das Zelt der Begegnung vor den Vorhang und verbrannte darauf das wohlriechende Räucherwerk, wie der Herr dem Mose geboten hatte."
Der Weihrauch wurde also morgens und abends auf dem goldenen Altar verbrannt als Zeichen des ständigen Gebets und der göttlichen Gegenwart unter dem Volk Israel.
In Levitikus 16,12-13 spielt Weihrauch eine Schlüsselrolle am Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag:
"Und er soll eine Kohlenpfanne voll glühender Kohlen nehmen, die er vom Altar vor dem Herrn genommen hat, und zwei Handvoll wohlriechenden Weihrauchs in Pulverform, und er soll das hinter dem Vorhang tragen. Und er soll das Räucherwerk auf das Feuer vor dem Herrn legen, und der Rauch des Räucherwerks soll den Gnadenstuhl bedecken, der auf dem Zeugnis ist, damit er nicht stirbt."
Diese Passage zeigt, dass der Rauch des Räucherwerks auch als schützender Schleier zwischen dem Priester und der Gegenwart Gottes diente, der den Respekt vor dem Heiligen garantierte.
Psalm 141,2 drückt dieselbe Symbolik aus, indem er das Gebet mit dem Rauch von Weihrauch vergleicht:
"Mein Gebet vor dir steige auf wie Weihrauch und das Erheben meiner Hände wie das Abendopfer."
Das Bild des zum Himmel aufsteigenden Rauchs drückt den Wunsch der Gläubigen aus, dass ihre Bitten Gott in einer Bewegung der spirituellen Erhebung erreichen mögen.
Räucherwerk in den Prophezeiungen
Die Propheten prangern manchmal den heuchlerischen Gebrauch von Räucherwerk an, wenn er nicht von einem aufrichtigen Glauben begleitet wird.
In Jesaja 1,13 erklärt Gott:
"Hört auf, unnütze Opfergaben zu bringen, Räucherwerk ist mir ein Gräuel, Neumonde, Sabbate, Versammlungen, ich kann nicht sehen, dass Verbrechen sich mit Feierlichkeiten verbinden."
Diese Stelle zeigt, dass äußere Riten nicht ausreichen, um Gott zu gefallen, wenn sie nicht von einem reinen Herzen und wahrer Gerechtigkeit begleitet werden.
Jeremia erhebt in Jeremia 6,20 denselben Vorwurf:
"Was kümmert mich der Weihrauch, der aus Saba kommt, oder das aromatische Rohr aus einem fernen Land? Eure Brandopfer gefallen mir nicht, und eure Opfer sind mir nicht angenehm."
Diese Passagen erinnern daran, dass Weihrauch zwar im Gottesdienst wichtig ist, aber ein äußeres Zeichen für einen aufrichtigen inneren Glauben sein sollte und nicht nur eine bedeutungslose rituelle Handlung.
Weihrauch im Neuen Testament
Im Neuen Testament wird Weihrauch mit der Geburt Jesu und seiner Anbetung als König und Sohn Gottes in Verbindung gebracht.
In Matthäus 2,11 bringen die Heiligen Drei Könige dem neugeborenen Christus Weihrauch dar:
"Sie gingen in das Haus, sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter, und fielen auf die Knie und warfen sich vor ihm nieder. Sie öffneten ihre Kästchen und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenk dar."
Der Weihrauch steht hier für die Göttlichkeit Christi, da er traditionell zur Ehre Gottes verwendet wurde.
In der Apokalypse erscheint der Weihrauch in den himmlischen Visionen des Johannes, wo er mit den Gebeten der Heiligen in Verbindung gebracht wird.
In Offenbarung 5,8:
"Als es das Buch empfangen hatte, fielen die vier Lebendigen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder, jeder mit einer Harfe und goldenen Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen."
In Offenbarung 8, 3-4 wird Weihrauch auf dem himmlischen Altar dargebracht:
"Ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar und hielt ein goldenes Räuchergefäß in der Hand. Und es wurden ihm viele Räucherstoffe gegeben, damit er sie zusammen mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar darbringe, der vor dem Thron steht. Und der Rauch der Räucherstoffe stieg auf mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels vor Gott."
Diese Passage beleuchtet die Kontinuität zwischen dem irdischen Gebet und dem himmlischen Gebet, das durch den Weihrauch symbolisiert wird. Er erinnert daran, dass die Gebete der Gläubigen gesammelt und in einem Akt der ewigen Anbetung vor Gott gebracht werden.
Der Weihrauch zieht sich als zentrales Element des Gottesdienstes und des Gebets durch die gesamte Bibel. Im Alten Testament war er eine kostbare Opfergabe, ein Zeichen der Reinigung und ein unverzichtbarer Bestandteil des Tempels in Jerusalem. Im Neuen Testament wurde es zu einem Symbol für die Göttlichkeit Christi und für das zu Gott aufsteigende Gebet der Gläubigen. Es ist mehr als nur ein Ritual, es ist ein materieller Ausdruck des Glaubens, eine Verbindung zwischen Erde und Himmel, die daran erinnert, dass jedes aufrichtige Gebet wie ein angenehmer und reiner Weihrauch zu Gott aufsteigt.